Die dunkle Nacht der Seele |
Die dunkle Nacht der Seele
Vor ein paar Jahren (2002) hat mich ein Freund gefragt, was den mit der Redewendung "die dunkle Nacht der Seele" gemeint sei (kommt aus der christlichen Mystik). Daraufhin habe ich ihm geantwortet. Beim Stöbern habe ich ihn nun auf meiner Festplatte gefunden, vielleicht ist er ja auch für andere interessant:
Lieber Freund, ich selbst habe den Begriff „die dunkle Nacht der Seele“ zuerst in einer Buchbesprechung von Satyam Nadeens neuestem Werk gelesen. Das Buch selbst habe ich noch nicht gelesen. Ich hatte aber meine eigenen Erfahrungen die mit diesem Begriff beschreibbar sind – und irgendwie spürte ich Resonanz bei den Worten von Satyam. Ich würde diesen Begriff also aus meiner Erfahrung so beschreiben: (PS: Ich glaube, die Tibeter sind hier mit den Bardo-Forschungen recht gut drauf...) Wenn sich die Identifikation mit dem subjektiven Ich – der Persönlichkeit auflöst, löst sich dabei nicht die Persönlichkeit selbst komplett auf. Reste bleiben. Identifikation geht. Das was bleibt sind gespeicherte Erinnerungen – gespeicherte Programmierungen – gespeicherte Verhaltensweisen – eintrainierte und anerzogene Konditionen. All dies in Summe ist eigentlich das, was das individuelle Ich ausmacht. Nach der De-Identifikation (mit all dem) beginnt eine Zeit der Wahrnehmung und Beobachtung. Auch eine Zeit des reinen Seins. Und eine Zeit der Glückseligkeit. Dies ist nur Rest-Energie. Ist diese Zeit vorbei (man könnte sagen diese Energie aufgelöst) – so beginnt sich Schale um Schale dieser alten Persönlichkeit aufzulösen (wie eben eine Zwiebel – Satyam hat hier sehr gut mit Worten gespielt). Diese Schalen waren einmal „Ich“ – nun lösen sie sich auf. Die Auflösung selbst ist ein Prozess der lange dauern kann. Inder nennen das „Restkarma“. Die Auflösung geschieht dadurch, das die Dinge ANS LICHT kommen... All die dunklen Seiten – „das innere Arschloch“ – alle negativen Konditionierungen, alle Programme. Was immer bleibt ist das reine Sein im KERN dieses Prozesses. „Erlauben“ (dieser dunklen Seiten) – Wahrnehmen ohne Werten und manchmal sogar Identifizieren und Ansehen (Sein) sind die Schlüsselworte und „Techniken“ durch diesen Prozess. Ich nehme an das ist das was Jesus mit „Fegefeuer“ meinte. Alle alten Sünden werden verbrannt. (das alte Ich also inklusive). Dabei kann es zu recht unangenehmen Trips kommen. Mir war, als hätte ich LSD genommen und sehe nur mehr Monster. Das soll aber keine Angst machen. Es ist einfach so. Und unvermeidlich. Alle Eindrücke eines Lebens sind gespeichert. Im Gehirn. In den Körperzellen. Da durch die De-Identifikation diese Eindrücke nicht mehr (im Ich) FESTGEHALTEN werden – können sie ans Tageslicht und gehen. Bei mir war es auch so, dass ich mich in vielen Filmen als Hauptdarsteller wiederfand, Filme, die ich im Kino sah – nur nun in der Realität von Gott gespiegelt. Es waren nicht nur schöne romantische Filme die ich im Kino sah. Auch solche Eindrücke werden gespeichert. (Besser zu sagen: Die ehemalige Identifikation mit diversen Film-Hauptdarstellern kommt ans Tageslicht und wird live (!!) ausgelebt...) Wie gesagt – am Anfang ist da Glückseligkeit – doch nach und nach kommen alle Schichten ans Tageslicht. Dies kann man hinauszögern – man kann aber nicht entkommen. Außer man friert ein. In meinem Fall war das aber gar nicht möglich. Ich hatte da keinerlei Kontrolle über das äußere Geschehen. Nicht das diese Prozesse „wichtig“ wären – sie passieren eben. Da kann man tun und lassen was man will... Sie klopfen an. Und öffnet man nicht die Tür – ist man eben ein Ignorant (oder identifiziert). Interessantes Detail am Rande: Als ich erkannte, dass ich nicht ich bin (die alte Persönlichkeit) und auch nicht der bin, der jemals etwas „getan“ hat oder anderen als „jemand“ erschien – war ich sehr froh noch Konditionierungen zu haben. Anders hätte ich mir ein existieren auf diesem Planeten nicht vorstellen können. Ich hatte zuvor ziemlich viel „Persönlichkeitsarbeit“ geleistet – und wollte u.a. eben auch all diese Konditionierungen loswerden. Um das freizulegen, was ich wirklich bin – oder zu sein glaubte. Als ich erkannte dass „ich“ als solches gar nicht individuell existent bin – habe ich auch erkannt, dass all diese Konditionen in SUMME die Persönlichkeit ausmachen und ohne die Persönlichkeit konnte ich mir nicht mehr vorstellen in einem Körper zu sein. Ich war ja ohnehin nicht mehr mit der Persönlichkeit identifiziert. Zu meiner Überraschung hat jedoch unabhängig von meinem Tun und Sein ein Klärungsprozess begonnen der dem obig beschriebenen gleicht. Schicht um Schicht der alten Persönlichkeit wurden ans Licht gebracht. Das was früher von mir „Ego“ genannt wurde – wurde von mir beobachtet und hat sich durch diese Beobachtung verändert. Das war sehr lustig teilweise (diesen „Typen“ zu beobachten). Irgendwann ging es dann aber tiefer – und Dinge kamen hoch, von denen ich gar nichts wusste... (u.a. folgten nach den Gotteserkenntnissen und dem befreienden „Ich bin nicht der Täter“ dem widersprüchliche Erfahrungen die zeigten, dass ich sehr wohl der Täter und verantwortlich bin. Das kann man so deuten: Der, der nicht der Täter war (die alte Persönlichkeit) hat sich aufgelöst. Das was blieb war sehr wohl der „wahre Täter“ (der ich eben vorher gar nicht war). Eine Identifikations-Verschiebung hin zu Gott sozusagen... Und auch wenn man erkennt es gibt keine Zwei und alles ist Eins – und Gott ist auch der Teufel – dann folgt daraus nur recht logisch – nach der Gotteserkenntnis – die „Teufelserkenntnis“ (sozusagen: „Ich bin auch der Teufel“) – und dieser Prozess ist nicht gerade lustig gewesen...) Hinzu kommt ein gewisser Zwang zur Heiligkeit. Dinge die als Mensch funktionierten (also als identifizierte Persönlichkeit) – kleine Schummeleien – gingen früher ohne weiteres durch – nun nicht mehr. Warum? Weil eben nicht „ich“ damals der war der sie begeht... (es ist Gott der auf „böse“ macht um uns zu prüfen – aber darauf gehe ich jetzt nicht näher ein... – ich höre ohnehin schon den Aufschrei der anderen...). Also gab es auch kein Karma. Oder zumindest wurde es nicht bewusst wahrgenommen. Keine Selbstverantwortung. Obwohl diese ja eingebildet war. Aber eben nicht Fakt. Mit „kleiner Schummelei“ meine ich so wirkliche Kleinigkeiten wie wenn sich der Kellner zu meinen Gunsten verrechnet und ich nichts sage. (ich war lange auf dem Trip dies alles als „Geschenk vom Universum“ zu deuten – ohne Widerspruch natürlich). Für dich mögen solche Dinge unbedeutend sein – für andere (die meisten) alltäglich – und es ist auch kein Problem. Keiner muss hier „Angst“ oder „schlechtes Gewissen“ haben. Diese Dinge sind normal und funktionieren für andere. Für mich funktionieren diese Dinge nicht mehr. Ich bin selbst-verantwortlich – dies ist die Freiheit die mir geschenkt wurde – und aus manches Menschen Sicht ja auch fast wie eine „Knebelung“ aussehen könnte – aber das ist der Preis für Freiheit in Gott. Das ist und war mein Erleben – ich hoffe dir damit ein bisschen Auskunft gegeben zu haben. In Liebe |
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